WDR Doku

[micbuc]

Jetzt habe ich es auch endlich geschafft, mir das anzuschauen. Und ich muss sagen, dass ich nicht so recht weiß, wie ich das Ganze einordnen soll. In der ganzen Zeit nach der Ankündigung der Bandauflösung wurde eifrig gemutmaßt und diskutiert, was denn nun der Grund ist und wie sich die einzelnen wise guys fühlen, und ich tue mich da immer etwas schwer. Auch, wenn mir alle 5 sympathisch sind ich ihre Art und vor allem ihre Musik wahnsinnig schätze und ihnen nur das Beste wünsche, so sind Daniel Dickopf, Marc Sahr, Nils Olfert, Björn Sterzenbach und Edzard Hüneke weder meine Familienangehörigen noch meine Freunde, und ich denke mir immer, dass mich die Querelen ihre Privatangelegenheit sind und mich entsprechend nichts angehen. Deswegen bin ich mir beim Durchlesen verschiedenster Forumsbeiträge und auch ein Bisschen beim Anschauen dieser Doku wie ein Voyeur vorgekommen. 
Ich glaube aber, dass Dän in dieser viel diskutierten Szene einen ganz wichtigen Punkt angesprochen hat, den man immer bedenken muss, wenn man einerseits sein Hobby zum Beruf macht und das dann andererseits auch noch mit seinen Freunden tut: Auch, wenn man sich super versteht, ist es saugefährlich, wenn eben jenes zum Beruf gewordene Hobby alleiniges Thema zwischen Freunden wird. Dagegen waren die Kindheitsfreunde wise guys nicht gewappnet, und ich hoffe, dass das bei den Alten Bekannten nicht auch zu so einem Problem wird.

Aber wie gesagt, ich wünsche allen fünfen, dass sie ihre Wege hin bekommen. Bei Dän, Nils und Björn habe ich da relativ wenige Sorgen, auch, wenn ich nicht so recht dran glaube, dass die Alten Bekannten so ein Mords-Flaggschiff werden wie die wise guys. 
Bei Sari hoffe ich, dass er einen Beruf findet, mit dem er und seine Familie in jeder Hinsicht gut leben können, aber das wird eine massive Umstellung werden, auch für seine Frau. 
Und auch für Eddi hoffe ich, dass das was wird. Da mache ich mir irgendwie am meisten Sorgen, weil ich den Eindruck bekomme, dass er noch nicht so 100%ig sein Konzept gefunden hat. Alleine ist es für ihn zusätzlich noch sicher viel schwerer als für die Alten Bekannten. Und in der Doku wurde das mehrfach angesprochen und sollte im Hinterkopf bleiben: nicht abbezahltes Haus, Frau, vier Kinder. Ich find es toll, dass seine Frau das so unterstützt, aber die kann anfangs von der Entscheidung, eine in der Musikwelt so wirtschaftlich sichere Nummer wie die wise guys zu verlassen, nicht endlos entzückt gewesen sein. Und vom Gefühl der Selbsterfüllung kommt eben leider kein Essen auf den Tisch. 
Wie gesagt, meine besten Wünsche für alle. Und ich hoffe auch, dass sie in zwei, drei Jahren, wenn wieder Ruhe ins Leben eingekehrt ist und man Abstand gewonnen hat, die Gräben wieder etwas geschlossen werden können. Aber ob das passiert, weiß ich nicht. Ich glaube auch (und das wurde in der Doku schon deutlich), dass Dän vom Ausstieg Eddis schwer gekränkt ist, und ob das wieder wird, steht in den Sternen. Mit Clemens ist der Kontakt dann ja wohl auch abgebrochen. Aber wie schon oben gesagt, das ist ihre Privatangelegenheit, und ie versuche ich, zu respektieren.

Björn und Nils hätte ich aber auch gerne gehört, das fand ich ein bisschen schade. In diesem Sinne fand ich die Doku ein klein wenig am Thema vorbei. Es ging weniger um das letzte Jahr sondern an sich fast nur um den Konflikt. Aber wie es Eddi vollkommen richtig geschrieben hat, so ist die Medienlandschaft dank ihrer Zuschauer. Ohne Konflikt scheint's niemanden mehr zu interessieren.

Positiv will ich aber noch vermerken, dass mir dieser kleine Ausschnitt von "Wie kann es sein" extrem gut gefallen hat! 
Und damit schließt sich für mich der Kreis, auch wenn ich etwas wehmütig bin. Wie sie es in "Die Comedian Harmonists" selber geschrieben haben:
"Sie trennten sich und kamen niemals wieder. Was blieb, das sind die Lieder."