Mit etwas Verspätung aber nicht weniger Freude geschrieben kommt hier noch mein Bericht zu Weimar. Wie immer gilt: Wer sich überraschen lassen möchte, liest hier nicht weiter.
Diesmal war meine Jüngste mit dabei und wir haben ein bisschen Sightseeing gemacht, Herderkirche (relativ reich geschmückt für eine protestantische Kirche), Herz-Jesu-Kirche (sehr schlicht für eine katholische Kirche) mit Orgelspiel, vorbei am Goethe- und am Schiller-Haus und durch den Ilmpark. Außerdem gab es ein Gebäude, in dem eine alte Kutsche stand und wo es einen Beamer gab, der etwas zum Thema Sprache im Wandel an die Wand projiziert hat und wo eine Sprachaufnahme lief. Da haben wir unter anderem erfahren, woher der Begriff Schmiergeld stammt. Das war früher eine Gebühr, die für das benutzen der Postkutsche bezahlt werden musste, um die Achsen schmieren zu können. Vor dem Spiegelzelt gönnten wir uns noch was zu Essen - die hatten nicht "nur" Würstchen im Brötchen o.ä. sondern so etwas wie Süßkartoffel-Gemüse-Curry, war lecker. Ja, und dann ging es auch schon los.
Das Konzert:
„Wir sind alte Bekannte“ war das Startlied und mehr als fünf bis zehn Leute haben nicht mitgewunken. Der Titel passt zwar thematisch super an den Anfang, die Leute gehen so früh im Konzert da leider noch nicht mit, was ziemlich schade ist. Mit „Bunte Socken“ ging es weiter und schon hier war zu merken, dass es Dän nicht gut ging.
Dän begrüßte uns und meinte, dass es ein besonders schönes Wiedersehen wäre, nach 2 ½ Jahren endlich wieder mit Sängern und Zuhörern im gleichen Raum und dann auch noch in einer so schönen Stadt und diesem wunderbaren Zelt. Damals, 2019, haben sie hier den Publikumspreis gewonnen und das ist der bisher einzige Preis geblieben. Ein Publikum, bei dem sich Nettigkeit und Ahnungslosigkeit paart, wäre das Beste, was man haben kann!!
Man muss schon ein bisschen ankämpfen gegen all das negative in der Welt und dann gibt es auch manchmal schöne Tage… oder wenigstens Stunden. Dann stellte er Friedemann vor, der der Nachfolger seines Vorgängers ist und tatsächlich so jung ist, wie er aussieht. Dadurch haben sie als band etwas geschafft, was nicht vielen anderen vergönnt ist. Sie sind nämlich jünger aus der Pandemie gekommen, als sie hineingegangen sind.
Bei der Arbeit hat das auch keine negativen Auswirkungen, die einzige Veränderung ist, dass sie auf den Autobahnraststätten mehr Zeit einplanen müssen für den Spielplatz. Jetzt dürfen wir seine Stimme als Solist erleben bei einem Lied, in dem es darum geht, dass eine Frau eine Beziehung ziemlich resolut in die eigenen Hände nimmt bei „Du hast mich in dich verliebt“. Dän warf einen Blick auf die Diskokugel im Zelt und fragte, wer denn darunter säße und ergänzte: „Wir wünschen das beste, sieht sehr stabil aus!“
Dann merkte er an, dass es noch immer einige Konzertbesucher gäbe, die Masken trügen. Für sie wäre das völlig okay, selber würden sie jedoch auf die Maske verzichten, da diese beim Singen stört. Sie seien inzwischen auch durchseucht, was doch irgendwie komisch klingt, besser wäre wohl zu sagen, sie hätten die Herdenimmunität erreicht. Dann wies er auf seinen Schlaganfall hin und das er sich ab und zu mal setzen würde. Das hätte ihnen auch einer der Choreographen gesagt, dass es gut wäre, wenn da immer mal jemand sitzt und da habe er sich angeboten.
In diesen schwierigen Zeiten, an denen man persönlich nichts ändern könnte, wäre es wichtig, vor der eigenen Tür zu kehren, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und es auch seinen Mitmenschen so angenehm wie möglich zu machen. Das Lied dazu heißt „Leben du leben lassen“, direkt gefolgt von „Es macht Spaß, auch mal nett zu sein“. Dän wies dann darauf hin, dass das Schlagzeug nicht eingespielt wird sondern wirklich live ist und meist sind Clemens oder Björn dafür verantwortlich.
Beim nächsten Lied stammen Text und Musik von ersterem und es gab im Rahmen des Katholikentages ein Interview, bei dem der Gastgeber erzählte, dass er schon lange Däns Musik und vor allem dessen Texte verfolge und sein Lieblingslied sei die „Ode an die Schnarchnasen“. Den Irrtum hat Dän natürlich aufgeklärt und es folgte das Lied, dass zum Pause gönnen einlädt, bevor es mit „Verboten“ sehr kritisch weiterging.
Clemens übernahm für die nächste Ansage du erzählte, dass die Pandemie für ihn vor allem eine emotionale Herausforderung war, er habe sich teilweise gefühlt wie in der Pubertät. Mit einem Seitenblick zu Friedemann meinte er, dass dieser das auch noch kennenlernen wird und er schon gespannt ist, was nach dem Stimmbruch passiert. Es gab Phasen, da war er, Clemens, ängstlich oder wütend und dann gab es Phasen, die er für seine Hobbys nutzen konnte, Socken sortieren oder kochen zum Beispiel.
Er habe viel Zeit in der Küche verbracht und dabei gelernt, dass glatte Petersilie viel aromatischer ist, als krause, weshalb er sich ein kleines Bügeleisen besorgt hätte. Und tatsächlich, diese Röstaromen kriegt man nur so ins Essen. Mit der Zeit wurden die Ausschläge immer schwächer, was natürlich erst mal sehr angenehm ist, aber was passiert, wenn der Ausschlag bei Null angekommen ist? Er ist der Meinung, es ist besser irgendetwas zu fühlen, als gar nichts zu fühlen und Ingo sang „Solang ich noch was fühle“.
Direkt im Anschluss ging es weiter mit „BilligJeans“, was für viel Gelächter sorgte und reichlich Applaus bekam, bevor Björn dann erzählte, dass er quasi fetale Erinnerungen an Weimar hat und sich immer besonders freut, in dieser Stadt aufzutreten. Vor 40 Jahren hat sein Vater Schlagzeug studiert und seine Mutter Gesang und das Ergebnis sieht man jetzt hier!
Für ihn waren die 2,5 Jahre Lockdown ein wahres Geschenk, da er sechs Wochen nach Beginn der Schließungen zum ersten Mal Vater geworden ist. Die Zeugung war also vorher, wo sie ca. 150 Tage auf Tour waren und den Rest würde er schon auch irgendwie rumkriegen. Dann kam es ganz anders und er war fast die ganze Zeit über mit seinem Sohn daheim und hat das Dasein als Vollzeitpapa total genossen.
Den Spruch, dass Kinder einem so viel zurückgeben, hat er erst da richtig verstanden und weiß jetzt, dass es eben nicht nur eine volle Windel ist, sondern dass sein Sohn zum Beispiel gut ist für sein Selbstwertgefühl. Wenn er unter der Woche vormittags mit seinem Sohn auf dem Spielplatz ist, trifft er dort ja fast nur Mamis, Tagesmamis und Kitamamis und ist damit automatisch der geilste Typ am Platz.
Wenn seine Frau dann mit dem Kind Mittagsschlaf macht, geht er einkaufen und räumt die Bude auf und jetzt verdient er sogar wieder die Kohle! Mit diesem breiten Kreuz passt er schon fast nicht mehr aufs Sofa und mit dieser Stimmung hat er dann das nächste Lied gelernt – „Powerfrau“. Lustig, wie Ingo da neuerdings die Größe andeutet und Friedemann mal vorsichtig Björns Biceps befühlt.
Dän wies darauf hin, dass das Lied schon älter und daher nicht korrekt gegendert sei, bevor mit der Werbung für den Merchandisestand fortfuhr. Die Alben würden aufeinander aufbauen, wir sollten also nicht nur das neueste kaufen, es gibt Songbooks, in denen wir die Orginalarrangements finden. Meistens macht das Clemens, er ist da der talentierteste und diese Aussage führte zu einem herrlichen Blick von Ingo! Außerdem gibt es den Newsletter und auch T-Shirts.
Ein neues Album ist in Arbeit und kommt – wieder ein Blick zu Ingo – Anfang nächsten Jahres raus und der Titel lautet: „Halt die Fresse Ingo!“, was erstmal für Gelächter sorgte. Im Afterglow erzählte Ingo, dass das ein Running Gag bei ihnen geworden ist, weil Ingo einmal eine Postkarte bekom-men hat, wo in einer Selbsthilfegruppe einer sagt: „Hallo, ich heiße Ingo und ich werde gemobbt.“ und die vielstimmige Antwort ist eben jener Satz zum Fresse halten. Das letzte Lied vor der Pause richtet sich an Menschen, die es mit dem sich kümmern gern mal übertreiben und so folgte „Nicht mein Zirkus“.
Die zweite Hälfte begann wie gewohnt mit „Erober deine Welt“, bevor Dän meinte, dass es hier doch ein wenig kühl wäre, und sie sich deshalb erstmal umgezogen hätten. Das stimmte natürlich nicht, wir saßen in T-Shirts und es war immer noch warm und mit taten die Jungs schon etwas Leid, v.a. Clemens mit Shirt, Hemd und Anzugjacke. Die AB hätten insgesamt 5 Kinder, alles Jungs, und die sollen den Laden auch irgendwann mal übernehmen. Friedemann hat verständlicherweise noch keine, Ingo hat zurecht noch keine, Clemens und er haben je zwei große Jungs und Björn eben seinen Zweijährigen, der viel lernen und begreifen will und immer mobiler wird. Es ist ein tolles Alter, zumindest für das Kind und um diese Altersgruppe geht es im Lied „Kleiner Terrorist“.
Mit „Das war Clemens am Babyphone!“ übernahm Friedemann und erzählte, dass er bei der Vergabe des nächsten Liedes als erste aufgesprungen ist, und zwar nicht nur, weil er das noch kann sondern weil es auch zu seiner familiären Situation passt. Seine Freundin ist Frühaufsteherin und er eben Musiker. Als sie vor Corona zusammengezogen sind, sind sie von einer Fern- in eine Lockdownbeziehung gewechselt und haben sich noch mal ganz anders kennengelernt.
Um das zunehmende Auseinanderdriften der Aufwachzeiten zu verringern, bringt sie ihm Kaffee ans Bett und er singt für sie „Nenn mir einen guten Grund“. Ingos und Björns Mienenspiel dabei zu beachten sorgte bei mir für viel Erheiterung! Weiter ging es mit „Der perfekte Mann“ und Däns Ansage, dass vier von ihnen in Großstädten wohnen. Nur Ingo, der jetzt in der Mitte stehen würde, wenn Clemens an seinem Platz wäre (der war jedoch etwas trinken, beeilte sich aber, zurückzukommen), ist aufs Land gezogen und zwar in die Eifel. Da sich dort nun auch das Studio befindet hatten auch alle anderen die Möglichkeit, diese Region näher kennenzulernen und da Ingo mit Leib und Leben Landbewohner wäre, hätte sich dieser auch mal ein Lied darüber gewünscht. So folgte „In the Eifel now“ und irgendwie gefällt es mir nicht so richtig, dass Ingo sich quasi mit dem letzten Ton schon bedankt, die Pause davor hat mir besser gefallen.
Weiter ging es mit „Sie ist perfekt“ und „Jetzt ist Sommer“, wo Ingo das im Gummiboot fahren andeutete, was man ohne Ton durchaus auch anders interpretieren könnte. Clemens konnte sich anschließend ein „Jetzt ist Sommer? Merkt man gar nicht!“ nicht verkneifen und ging dann nochmal auf den enormen Altersunterschied zwischen den Alten, also Dän und ihm, und den Jüngeren ein. Die Jugend hält die Älteren frisch und es macht Spaß, wieder etwas mit Kind…, Jugend… Jungs zu tun zu haben. Friedemann hingegen könnte von ihren Erfahrungen profitieren, er müsste es nur umsetzen.
Der größte Unterschied liegt im Vokabular, der Ghettoblaster hat nichts mit Sprengsätzen zu tun, Bananarama sei kein Brotaufstrich, Spandau Ballet sei kein Ballett und Wham hat nichts mit dem Akkusativ „Wen“ zu tun. So haben Dän und er beschlossen, eine kleine pädagogische Einheit für Friedemann zusammenzustellen und auf die Bühne zu bringen, damit er und wir wissen, was ihnen in ihrer Jugend wichtig War. Das „80erMedley“ fand gewohnt hohen Anklang und bekam reichlich Applaus.
Mit „Sing mal wieder“ ging es weiter, dann folgte der Dank an Tontechniker Hank und Lichttechniker Chris, bevor mit „Ich habe kein Tattoo“ das letzte Lied im regulären Teil angestimmt wurde. Die Zugaben waren „Deutsche Bahn“ samt Sonderstrophe und „Das Leben ist schön“, dazwischen wurde schnell noch ein Foto für SocialMedia gemacht. Spätestens hier war klar, dass es Dän nicht gut ging, normalerweise gibt es drei Zugaben und auch zum AG kam Dän leider nicht mehr raus.
Diesmal war meine Jüngste mit dabei und wir haben ein bisschen Sightseeing gemacht, Herderkirche (relativ reich geschmückt für eine protestantische Kirche), Herz-Jesu-Kirche (sehr schlicht für eine katholische Kirche) mit Orgelspiel, vorbei am Goethe- und am Schiller-Haus und durch den Ilmpark. Außerdem gab es ein Gebäude, in dem eine alte Kutsche stand und wo es einen Beamer gab, der etwas zum Thema Sprache im Wandel an die Wand projiziert hat und wo eine Sprachaufnahme lief. Da haben wir unter anderem erfahren, woher der Begriff Schmiergeld stammt. Das war früher eine Gebühr, die für das benutzen der Postkutsche bezahlt werden musste, um die Achsen schmieren zu können. Vor dem Spiegelzelt gönnten wir uns noch was zu Essen - die hatten nicht "nur" Würstchen im Brötchen o.ä. sondern so etwas wie Süßkartoffel-Gemüse-Curry, war lecker. Ja, und dann ging es auch schon los.
Spoiler:
Das Konzert:
„Wir sind alte Bekannte“ war das Startlied und mehr als fünf bis zehn Leute haben nicht mitgewunken. Der Titel passt zwar thematisch super an den Anfang, die Leute gehen so früh im Konzert da leider noch nicht mit, was ziemlich schade ist. Mit „Bunte Socken“ ging es weiter und schon hier war zu merken, dass es Dän nicht gut ging.
Dän begrüßte uns und meinte, dass es ein besonders schönes Wiedersehen wäre, nach 2 ½ Jahren endlich wieder mit Sängern und Zuhörern im gleichen Raum und dann auch noch in einer so schönen Stadt und diesem wunderbaren Zelt. Damals, 2019, haben sie hier den Publikumspreis gewonnen und das ist der bisher einzige Preis geblieben. Ein Publikum, bei dem sich Nettigkeit und Ahnungslosigkeit paart, wäre das Beste, was man haben kann!!
Man muss schon ein bisschen ankämpfen gegen all das negative in der Welt und dann gibt es auch manchmal schöne Tage… oder wenigstens Stunden. Dann stellte er Friedemann vor, der der Nachfolger seines Vorgängers ist und tatsächlich so jung ist, wie er aussieht. Dadurch haben sie als band etwas geschafft, was nicht vielen anderen vergönnt ist. Sie sind nämlich jünger aus der Pandemie gekommen, als sie hineingegangen sind.
Bei der Arbeit hat das auch keine negativen Auswirkungen, die einzige Veränderung ist, dass sie auf den Autobahnraststätten mehr Zeit einplanen müssen für den Spielplatz. Jetzt dürfen wir seine Stimme als Solist erleben bei einem Lied, in dem es darum geht, dass eine Frau eine Beziehung ziemlich resolut in die eigenen Hände nimmt bei „Du hast mich in dich verliebt“. Dän warf einen Blick auf die Diskokugel im Zelt und fragte, wer denn darunter säße und ergänzte: „Wir wünschen das beste, sieht sehr stabil aus!“
Dann merkte er an, dass es noch immer einige Konzertbesucher gäbe, die Masken trügen. Für sie wäre das völlig okay, selber würden sie jedoch auf die Maske verzichten, da diese beim Singen stört. Sie seien inzwischen auch durchseucht, was doch irgendwie komisch klingt, besser wäre wohl zu sagen, sie hätten die Herdenimmunität erreicht. Dann wies er auf seinen Schlaganfall hin und das er sich ab und zu mal setzen würde. Das hätte ihnen auch einer der Choreographen gesagt, dass es gut wäre, wenn da immer mal jemand sitzt und da habe er sich angeboten.
In diesen schwierigen Zeiten, an denen man persönlich nichts ändern könnte, wäre es wichtig, vor der eigenen Tür zu kehren, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und es auch seinen Mitmenschen so angenehm wie möglich zu machen. Das Lied dazu heißt „Leben du leben lassen“, direkt gefolgt von „Es macht Spaß, auch mal nett zu sein“. Dän wies dann darauf hin, dass das Schlagzeug nicht eingespielt wird sondern wirklich live ist und meist sind Clemens oder Björn dafür verantwortlich.
Beim nächsten Lied stammen Text und Musik von ersterem und es gab im Rahmen des Katholikentages ein Interview, bei dem der Gastgeber erzählte, dass er schon lange Däns Musik und vor allem dessen Texte verfolge und sein Lieblingslied sei die „Ode an die Schnarchnasen“. Den Irrtum hat Dän natürlich aufgeklärt und es folgte das Lied, dass zum Pause gönnen einlädt, bevor es mit „Verboten“ sehr kritisch weiterging.
Clemens übernahm für die nächste Ansage du erzählte, dass die Pandemie für ihn vor allem eine emotionale Herausforderung war, er habe sich teilweise gefühlt wie in der Pubertät. Mit einem Seitenblick zu Friedemann meinte er, dass dieser das auch noch kennenlernen wird und er schon gespannt ist, was nach dem Stimmbruch passiert. Es gab Phasen, da war er, Clemens, ängstlich oder wütend und dann gab es Phasen, die er für seine Hobbys nutzen konnte, Socken sortieren oder kochen zum Beispiel.
Er habe viel Zeit in der Küche verbracht und dabei gelernt, dass glatte Petersilie viel aromatischer ist, als krause, weshalb er sich ein kleines Bügeleisen besorgt hätte. Und tatsächlich, diese Röstaromen kriegt man nur so ins Essen. Mit der Zeit wurden die Ausschläge immer schwächer, was natürlich erst mal sehr angenehm ist, aber was passiert, wenn der Ausschlag bei Null angekommen ist? Er ist der Meinung, es ist besser irgendetwas zu fühlen, als gar nichts zu fühlen und Ingo sang „Solang ich noch was fühle“.
Direkt im Anschluss ging es weiter mit „BilligJeans“, was für viel Gelächter sorgte und reichlich Applaus bekam, bevor Björn dann erzählte, dass er quasi fetale Erinnerungen an Weimar hat und sich immer besonders freut, in dieser Stadt aufzutreten. Vor 40 Jahren hat sein Vater Schlagzeug studiert und seine Mutter Gesang und das Ergebnis sieht man jetzt hier!
Für ihn waren die 2,5 Jahre Lockdown ein wahres Geschenk, da er sechs Wochen nach Beginn der Schließungen zum ersten Mal Vater geworden ist. Die Zeugung war also vorher, wo sie ca. 150 Tage auf Tour waren und den Rest würde er schon auch irgendwie rumkriegen. Dann kam es ganz anders und er war fast die ganze Zeit über mit seinem Sohn daheim und hat das Dasein als Vollzeitpapa total genossen.
Den Spruch, dass Kinder einem so viel zurückgeben, hat er erst da richtig verstanden und weiß jetzt, dass es eben nicht nur eine volle Windel ist, sondern dass sein Sohn zum Beispiel gut ist für sein Selbstwertgefühl. Wenn er unter der Woche vormittags mit seinem Sohn auf dem Spielplatz ist, trifft er dort ja fast nur Mamis, Tagesmamis und Kitamamis und ist damit automatisch der geilste Typ am Platz.
Wenn seine Frau dann mit dem Kind Mittagsschlaf macht, geht er einkaufen und räumt die Bude auf und jetzt verdient er sogar wieder die Kohle! Mit diesem breiten Kreuz passt er schon fast nicht mehr aufs Sofa und mit dieser Stimmung hat er dann das nächste Lied gelernt – „Powerfrau“. Lustig, wie Ingo da neuerdings die Größe andeutet und Friedemann mal vorsichtig Björns Biceps befühlt.
Dän wies darauf hin, dass das Lied schon älter und daher nicht korrekt gegendert sei, bevor mit der Werbung für den Merchandisestand fortfuhr. Die Alben würden aufeinander aufbauen, wir sollten also nicht nur das neueste kaufen, es gibt Songbooks, in denen wir die Orginalarrangements finden. Meistens macht das Clemens, er ist da der talentierteste und diese Aussage führte zu einem herrlichen Blick von Ingo! Außerdem gibt es den Newsletter und auch T-Shirts.
Ein neues Album ist in Arbeit und kommt – wieder ein Blick zu Ingo – Anfang nächsten Jahres raus und der Titel lautet: „Halt die Fresse Ingo!“, was erstmal für Gelächter sorgte. Im Afterglow erzählte Ingo, dass das ein Running Gag bei ihnen geworden ist, weil Ingo einmal eine Postkarte bekom-men hat, wo in einer Selbsthilfegruppe einer sagt: „Hallo, ich heiße Ingo und ich werde gemobbt.“ und die vielstimmige Antwort ist eben jener Satz zum Fresse halten. Das letzte Lied vor der Pause richtet sich an Menschen, die es mit dem sich kümmern gern mal übertreiben und so folgte „Nicht mein Zirkus“.
Die zweite Hälfte begann wie gewohnt mit „Erober deine Welt“, bevor Dän meinte, dass es hier doch ein wenig kühl wäre, und sie sich deshalb erstmal umgezogen hätten. Das stimmte natürlich nicht, wir saßen in T-Shirts und es war immer noch warm und mit taten die Jungs schon etwas Leid, v.a. Clemens mit Shirt, Hemd und Anzugjacke. Die AB hätten insgesamt 5 Kinder, alles Jungs, und die sollen den Laden auch irgendwann mal übernehmen. Friedemann hat verständlicherweise noch keine, Ingo hat zurecht noch keine, Clemens und er haben je zwei große Jungs und Björn eben seinen Zweijährigen, der viel lernen und begreifen will und immer mobiler wird. Es ist ein tolles Alter, zumindest für das Kind und um diese Altersgruppe geht es im Lied „Kleiner Terrorist“.
Mit „Das war Clemens am Babyphone!“ übernahm Friedemann und erzählte, dass er bei der Vergabe des nächsten Liedes als erste aufgesprungen ist, und zwar nicht nur, weil er das noch kann sondern weil es auch zu seiner familiären Situation passt. Seine Freundin ist Frühaufsteherin und er eben Musiker. Als sie vor Corona zusammengezogen sind, sind sie von einer Fern- in eine Lockdownbeziehung gewechselt und haben sich noch mal ganz anders kennengelernt.
Um das zunehmende Auseinanderdriften der Aufwachzeiten zu verringern, bringt sie ihm Kaffee ans Bett und er singt für sie „Nenn mir einen guten Grund“. Ingos und Björns Mienenspiel dabei zu beachten sorgte bei mir für viel Erheiterung! Weiter ging es mit „Der perfekte Mann“ und Däns Ansage, dass vier von ihnen in Großstädten wohnen. Nur Ingo, der jetzt in der Mitte stehen würde, wenn Clemens an seinem Platz wäre (der war jedoch etwas trinken, beeilte sich aber, zurückzukommen), ist aufs Land gezogen und zwar in die Eifel. Da sich dort nun auch das Studio befindet hatten auch alle anderen die Möglichkeit, diese Region näher kennenzulernen und da Ingo mit Leib und Leben Landbewohner wäre, hätte sich dieser auch mal ein Lied darüber gewünscht. So folgte „In the Eifel now“ und irgendwie gefällt es mir nicht so richtig, dass Ingo sich quasi mit dem letzten Ton schon bedankt, die Pause davor hat mir besser gefallen.
Weiter ging es mit „Sie ist perfekt“ und „Jetzt ist Sommer“, wo Ingo das im Gummiboot fahren andeutete, was man ohne Ton durchaus auch anders interpretieren könnte. Clemens konnte sich anschließend ein „Jetzt ist Sommer? Merkt man gar nicht!“ nicht verkneifen und ging dann nochmal auf den enormen Altersunterschied zwischen den Alten, also Dän und ihm, und den Jüngeren ein. Die Jugend hält die Älteren frisch und es macht Spaß, wieder etwas mit Kind…, Jugend… Jungs zu tun zu haben. Friedemann hingegen könnte von ihren Erfahrungen profitieren, er müsste es nur umsetzen.
Der größte Unterschied liegt im Vokabular, der Ghettoblaster hat nichts mit Sprengsätzen zu tun, Bananarama sei kein Brotaufstrich, Spandau Ballet sei kein Ballett und Wham hat nichts mit dem Akkusativ „Wen“ zu tun. So haben Dän und er beschlossen, eine kleine pädagogische Einheit für Friedemann zusammenzustellen und auf die Bühne zu bringen, damit er und wir wissen, was ihnen in ihrer Jugend wichtig War. Das „80erMedley“ fand gewohnt hohen Anklang und bekam reichlich Applaus.
Mit „Sing mal wieder“ ging es weiter, dann folgte der Dank an Tontechniker Hank und Lichttechniker Chris, bevor mit „Ich habe kein Tattoo“ das letzte Lied im regulären Teil angestimmt wurde. Die Zugaben waren „Deutsche Bahn“ samt Sonderstrophe und „Das Leben ist schön“, dazwischen wurde schnell noch ein Foto für SocialMedia gemacht. Spätestens hier war klar, dass es Dän nicht gut ging, normalerweise gibt es drei Zugaben und auch zum AG kam Dän leider nicht mehr raus.